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Warum ist Mobbing so schlimm?
 

Alltägliche Belastungssituationen wie widersprüchliche Arbeitsanweisungen, schlechtem Betriebsklima, nörgeligen Chefs usw. sind nicht mit Mobbing zu vergleichen bzw. gleichzustellen. Diese „alltäglichen“ Belastungen sind häufig stressbedingt und man spürt die unmittelbaren Stressfolgen. Langfristige Stressfolgen hingegen entwickeln sich über Jahre und können zu psychosomatischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magendrücken, Unwohlsein oder Schlaflosigkeit führen.

Mobing ist eine tiefgehende Krisenerfahrung

Mobbing hingegen ist eine sehr tiefgehende Krisenerfahrung wie zum Beispiel ein schwerer Unfall. Viele Menschen tun sich schwer solche Krisenerfahrungen zu verarbeiten und wenn nun dieser Zustand auch noch anhält, wird kaum jemand ohne Schaden aus dieser Situation wieder herauskommen.

Mit Belastungen und Stress am Arbeitsplatz werden Betroffene wesentliche leichter fertig, wenn sie eine soziale Unterstützung von Kollegen und Angehörigen bekommen. Eine Mobbing-Situation ist aber gerade typischerweise dadurch gekennzeichnet, dass sich die soziale Unterstützung abwendet. Viele neutrale Kollegen ziehen sich zurück und wenden sich vom Betroffenen ab, als sei Mobbing eine ansteckende Krankheit.

Das soziale Umfeld der Betroffenen zerbricht und sie geraten immer mehr in eine Isolierung, aus der sie nicht ohne Hilfe herauskommen. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, dass Freunde und Familienangehörige der Betroffenen diesen Prozess verstehen und erkennen, um dem Gemobbten die nötige Unterstützung zukommen zu lassen.

Was ist Mobbing?
Eine konfliktbelastete Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Untergebenen, bei der die angegriffene Person unterlegen ist. Die gemobbte Person wird von einer oder mehreren anderen Personen systematisch und während längerer Zeit direkt oder indirekt angegriffen, mit dem Ziel des Ausstoßes. Die angegriffenen Person erlebt dies als Diskriminierung.

Eine Arbeitsgruppe ist fast immer eine vom Betrieb zusammengesetzte „Zwangsgemeinschaft“. Wer sich in dieser Zwangsgemeinschaft nicht wohlfühlt, kann nicht einfach gehen, wie zum Beispiel in freiwilligen Zusammenschlüssen wie Sportvereine oder Freizeitclubs. Da diese Freiheit in der Arbeit fehlt, kann es zu Mobbing kommen.

Ursachen von Mobbing


Untersuchungen zeigten, dass es im wesentlichen 4 Hauptursachen für Mobbing gibt. Dabei tritt selten einer dieser Gründe alleine auf, sondern häufig handelt es sich um eine Mischung verschiedener Gründe.

1. Mängel in der Organisation der Arbeit


Zum Beispiel:
- unterbesetzte Stellen,
- hoher Zeitdruck,
- starre Hierarchie/unsinnigen Anweisungen
- hohe Verantwortung bei geringem Handlungsspielraum
- geringe Bewertung der Tätigkeit

2. Führungsverhalten der Vorgesetzten


In einigen Fällen geht Mobbing direkt von dem Vorgesetzten aus. Dies passiert häufig in Zeiten von Krisen, wenn Entlassungen anstehen.
Wenn Mobbing zwischen Kollegen entsteht, hat der Vorgesetzte die Pflicht einzugreifen. Ein guter Vorgesetzter merkt schnell, ob unter seinen Mitarbeitern gemobbt wird und wird sofort eingreifen, da seine Chancen besser sind.

3. Die besondere soziale Stellung der Betroffenen


In einem Unternehmen kann es passieren, dass eine Person aufgrund ihrer Persönlichkeit, ihres Geschlechts, Hautfarbe, kulturellen oder nationalen Identität in eine sozial herausgehobene Stellung geraten ist. Oft trifft Mobbing sozial Schwächere oder beispielsweise Behinderte.

4. Das moralische Niveau des Einzelnen


Die Mobbing-Täter machen sich nur wenig Gedanken über die Auswirkungen ihres Handelns. Neben den Personen, die sich bewusst Mobbing-Handlungen ausdenken, gibt es auch noch eine Vielzahl von Beteiligten, die Mobbing überhaupt möglich machen, indem die zusehen ohne einzuschreiten. Mobbing kann meist nur auftreten, weil es geduldet wird.


Quellen:
"Mobbing" von Heinz Leymann, Rowohlt Verlag



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Autor: Harald Kviecien; Copyright: Harald Kviecien, kviecien oh services; Publiziert von: Harald Kviecien (kviecien)
factID: 106590.2 (...Archiv); Publiziert am 18 Nov. 2002 19:18